Teamarbeit unter Übersetzern
Es ist ja immer interessant zu sehen, wie anderswo gearbeitet wird. Besonders, wenn daraus gelernt werden kann. Also haben wir unsere neuen Kolleginnen und Kollegen in Sheffield mal befragt, wie sie mit Qualitätsanforderungen der Kunden umgehen und die Zusammenarbeit organisieren.
So chatten die Übersetzer:
Finale Qualität, das ist ein Konzept, das Ihr im Team Sheffield lebt und das wir immer mal wieder von Euch genannt bekommen. Was steckt dahinter? Welche Anforderungen werden an die Übersetzer gestellt?
Finale Qualität (Lieferqualität) = im Allgemeinen: Übersetzung ist inhaltlich und sprachlich richtig, erfüllt die Kundenerwartungen.
Bei beo: richtig laut QA-Kriterien (z.B. SAE J 2450), d.h. auch die Einhaltung von TM, TB und Kundenanforderungen. = Bei Rückfragen ergeben sich nur kleine Änderungsvorschläge.
Finale Qualität setzt kein 4-Augen-Prinzip voraus – wir arbeiten standardmäßig mit 2-Augen-Prinzip. Siehe auch bestehender Blog-Eintrag von Michael Schneider.
Deshalb: Unsere Übersetzer sind für die finale Qualität ihrer Übersetzung zuständig und bei Unklarheiten müssen sie die notwendigen Maßnahmen für finale Qualität treffen. Sie übernehmen die Verantwortung für ihre Übersetzung!
Man braucht:
1) Die richtigen Ressourcen (erfahrene, ausreichend qualifizierte Übersetzer)
2) Qualitätsbewusstsein
3) Die richtigen Workflows + Umgebung (ausreichend Zeit, SvT Prüfung…)
4) Ggf. Unterstützung vom Team (Fragen, ggf. Revision)
5) Toolinterne QA-Prüfungen (Trados-F7 und -F8, Terminologie)
6) Ggf . externe Prüftools wie ApSIC Xbench, Change Tracker…
7) Ggf. zusätzliche Prüfung im End-Layout
Finale Qualität heißt Risikomanagement – was muss bei jedem Auftrag gemacht werden und was könnte alles schief gehen? Vorbeugende Maßnahmen?
Jede einzelne Übersetzung muss finale Qualität sein. Die konsequente Lieferung von finaler Qualität ist genauso wichtig wie die Qualität selbst.
Wir haben immer wieder Ausgangstexte, die interpretationsfähig sind, da unklar vom Autor formuliert. Wie tauscht Ihr Euch im Team untereinander aus?
Austausch ist wichtig (diverse Perspektiven, Effizienzsteigerung, Entlastung…). Und das ist ja einer der größten Vorteile eines internen Teams im Vergleich zur Freiberuflichkeit. Wir sitzen bewusst zusammen in einem Großraum, d.h. wir tauschen uns direkt aus.
Übersetzer-Chat als wichtiges Tool (Effizienz, Tausch von Screenshots (Kontext), Austausch auch bei Homeoffice)
Mail (interne Verteiler)
Wichtig! Jeder darf Fragen stellen und jeder darf Fragen beantworten. Wir ziehen alle am gleichen Strang.
Was passiert, wenn Ihr Euch in einem Übersetzungsfall nicht einigen könnt und die Entscheidung für eine Variante getroffen werden muss?
Folgende Eskalation deckt die Mehrheit der Fälle ab:
- Zunächst kundenspezifische Infos prüfen (eigene kundenspezifische Steckbriefe, unsere sogenannten Quick Guides)
- Übersetzer mit mehr Kundenerfahrung einbeziehen (unsere sogenannten Lead Translators)
- Senior-Übersetzer fragen
Wenn Unklarheiten immer noch bestehen:
- deutsche Muttersprachler hinzuziehen
- Fragen intern besprechen oder per Chat klären (Vorteil In-House vs. Freiberuflichkeit)
- Nachfrage an Projektmanagement (andere Sprachteams fragen)
- Nachfrage an Kunden
Unsere Entscheidung ist immer gut begründet!